Warum es besser ist, negative Gedanken zu beobachten als sie zu analysieren

In meiner Zeit als Psychotherapeutin waren meine Klienten oft erstaunt, als ich ihnen zu Therapiebeginn diese zwei Fragen stellte:
- Wie lange beschäftigen Sie sich schon mit Ihren negativen Gedanken?
- Haben sich dadurch Ihre Ängste (Zwänge, Schmerzen, Grübeln usw.) verbessert?
Trotz Gedanken analysieren bleiben die Ängste oft
Ungefähr die Hälfte der Befragten antwortete auf meine erste Frage:
Ja, schon lange, aber ich weiß jetzt, woher es kommt. Zwischenzeitlich ging es mir aber auch schon besser. Aber man soll doch die negativen Gedanken nicht verdrängen.
Bei der zweiten Frage gaben dann aber viele zu, dass sich ihre Ängste, Zwänge oder ihr Grübeln durch die wiederholte “Analyse” ihrer Gedanken nicht verbesserten, sondern oft sogar verschlechterten.
Einige wenige waren jedoch auch davon überzeugt, dass sich ihre Ängste durch das viele Analysieren verringert hätten oder gänzlich verschwunden wären.
Oft erkannten sie den logischen Widerspruch in ihrem Denken durch meine nächste Frage:
Und warum sind Sie dann bei mir?
Obwohl viele meiner Klienten ihre Gedanken (Probleme) über einen längeren Zeitraum analysierten, wurden ihre Ängste oder andere Probleme nicht besser, sondern häufig sogar schlimmer. Trotzdem analysierten sie weiter und redeten sich ein (genauer gesagt ihr Troll), dass dadurch ihre Ängste bestimmt verschwinden werden.
Das ist doch unlogisch, denkst Du jetzt vielleicht, warum sollte jemand so etwas tun?
Die Antwort darauf liegt im Troll, über den ich Dir gleich mehr berichte.
Wo der Troll herkommt und wie er Leid schafft
Dass jemand mehr über seine Ängste und Zwänge erfahren will und sich aus Büchern oder im Internet schlau macht, ist normal und nachvollziehbar.
Wenn die Ängste und Zwänge jedoch trotz des vielen Wissens und Analysierens immer noch da oder sogar schlimmer geworden sind, dann läuft etwas schief. Dann hat meistens der Troll seine Finger im Spiel.
Mit Troll meine ich vor allem das programmierte Ich mit seinen – häufig in der Kindheit entstandenen – extremen Denkmustern, starren Überzeugungen, emotionalen Schmerz, Widersprüchen, Widerständen und selbstschädigenden Verhaltensweisen.
Kurz zusammengefasst ist der Troll durch leidvolle Erfahrungen und die daraus entwickelten kindlichen Bewältigungsversuche entstanden.
Durch diese unreifen Bewältigungsversuche schaffen wir uns unbewusst neues Leid, vor allem in nahen Beziehungen oder in Form von psychischem Schmerz.
Beispiele für solche fehlerhaften Bewältigungsversuche sind zum Beispiel:
- verzerrtes, einseitiges, extremes, unrealistisches, zwanghaftes Denken (u.a. Alles-Nichts-Denken, Positives ab- und Negatives aufwerten, Katastrophen-Denken, starke Verallgemeinerungen, unlogische Schlussfolgerungen)
- (starke) Gefühlsschwankungen, intensive Gefühle wie z.B. Eifersucht, Neid, Ängste, Schuldgefühle, Wut, Hilflosigkeit
- starkes Geltungsbedürfnis, Anerkennungssucht, Perfektionismus, Unterwürfigkeit, Süchte (u.a. Alkohol, Kaufen, Spielen, Arbeiten, Sport, Essen)
Der Troll in Dir sabotiert positive Veränderung
Obwohl der Troll in der Kindheit entstanden ist, manipuliert er uns jetzt mit der Intelligenz eines Erwachsenen, um uns in den alten negativen Mustern gefangen zu halten.
Er sagt Dir zwar, dass er die Angst loswerden oder eine bessere Beziehungen haben will. Jedoch bringt er Dich mit falschen Gedanken und Gefühlen immer wieder vom richtigen Weg ab, so dass sich trotz Deiner ganzen Bemühungen kaum etwas verändert.
Vielen Menschen redet der Troll zum Beispiel ein, dass sie noch zu wenig über ihre Ängste wissen oder sie ihr Problem einfach noch nicht richtig verstanden haben.
Deshalb suchen und analysieren sie unermüdlich weiter bis auf die Momente, in denen sie überzeugt sind, endlich das Richtige gefunden zu haben. Die Suche beginnt jedoch spätestens dann von neuem, wenn die Ängste und andere Probleme wieder zurück sind.
Dieser Teufelskreis verhindert, dass wir ins richtige und wiederholte Tun kommen und etwas anderes als sonst machen.
Das Ergebnis: Die alten Muster im Gehirn weichen nicht auf, sondern verfestigen sie sich oft noch mehr.
Aus der Neurobiologie wissen wir aber: So wie wir unser Gehirn regelmäßig benutzen, so formt es sich.
Solange wir jedoch noch größtenteils vom Troll gesteuert werden, ist echte positive Veränderung kaum möglich
Wie Du den Troll in Dir immer besser erkennen, ihn mehr kontrollieren und alte negative Muster tatsächlich abbauen kannst, erkläre ich Dir weiter unten im Video.
Das BossImKopf Video: Diese Frage hilft Dir dabei, automatische negative Gedanken sofort zu stoppen
Die Liste zum Videoinhalt ist in der Sie-Anrede geschrieben, da ich meine Zuhörer im Video ebenfalls sieze
Dieses verständliche Video ist sowohl für BossImKopf Anfänger als auch Fortgeschrittene geeignet, denn ich erkläre hier auch tiefer gehende Zusammenhänge wie bspw. die Identifikation mit unseren automatischen Gedanken.
In diesem Video erfahren Sie,
- dass wir nicht unsere Gedanken sind, sondern Gedanken haben.
- dass die meisten Menschen ihren Gedanken (Geschichten im Kopf) zu 100 Prozent glauben, d. h. mit ihren Gedanken stark identifiziert sind.
- dass wir die in uns automatisch hochkommenden, programmierten (konditionierten) Gedanken häufig als die absolute Wahrheit wahrnehmen.
- dass wir uns schlecht fühlen, weil wir negativ über uns denken und diese Gedanken oft unkritisch glauben.
- dass der Ausdruck, “Ich bin”, eine sehr starke Identifikation mit den eigenen Gedanken (Geschichte) ausdrückt.
- dass wir viel Drama, Leid, Schmerz und Negativität erzeugen, wenn wir unsere Gesamtheit als Person mit unseren Meinungen gleichsetzen (identifizieren).
- dass wir viele unserer sog. Überzeugungen oder Meinungen von anderen Menschen gelernt haben.
- dass Meinungsverschiedenheiten häufig im Drama, Streit oder sogar in körperlicher Gewalt enden, wenn wir ins in einem stark unbewussten Zustand (= 100%ige Identifikation mit Gedanken) befinden.
- dass eine Analyse (z.B. Ursachen, Gründe, Warum, Wieso, Weshalb) von negativen Gedanken oftmals zu sinnlosem Grübeln führt.
- dass die Analyse von Gedanken häufig noch tiefer in die negative Gedankenspirale bzw. gedankliche Abwärtsspirale führt.
- dass das Analysieren von negativen Gedanken nicht das gleiche wie das systematische Hinterfragen bzw. Überprüfen von Gedanken ist.
- dass The Work von Byron Katie Teil des Sokratischen Dialogs ist.
- dass man mit The Work belastende Gedanken einfach und systematisch hinterfragen kann.
- ob man negative Gedanken unterbrechen oder analysieren soll.
- dass ein Entweder-Oder-Denken oder Schwarz-Weiß-Denken in der Kognitiven Verhaltenstherapie auch als Denkfehler (nach Beck) bezeichnet wird.
- dass Denkfehler extreme Gedanken (oft realitätsfern) sind, die dazu führen, dass wir leiden.
- warum es so wichtig ist, dass wir unsere Gedanken bewusst wahrnehmen und erkennen.
- dass Ihnen der X Prozess helfen kann, Ihre Gedanken länger zu beobachten, anstatt sich sofort wieder von ihnen reinziehen zu lassen.
- wie Sie aus Ihrem schnell drehenden Gedankenrad bzw. Gedankenkarussell besser herausfinden können.
- mit welcher einfachen, kraftvollen Frage Sie sich besser von negativen Gedanken distanzieren können und diese dann nicht mehr so ernst nehmen brauchen.
- an einem Beispiel, dass ein Gedanke nicht dasselbe wie die Realität ist.
- dass Sie mit der X Prozess Entspannung Stress und Anspannung schnell und einfach abbauen und Entspannung, Gelassenheit und Klarheit aufbauen können.
- was reziproke Hemmung bedeutet.
- dass Sie in einem entspannten Zustand weniger häufig in alte Denkfallen tappen, sondern realistischer, lösungsorientierter und vernünftiger denken können.
- dass Sie negative, belastende Gedanken in einem gelassenen Zustand schneller erkennen, akzeptieren und sich davon lösen können.
- dass sich Ihr Gehirn (Denken, Fühlen, Verhalten) so formt, wie Sie es regelmäßig benutzen (= Neuroplastizität).
- wie Sie alte Programmierungen bzw. Muster gezielt verringern können.
- dass Sie den Troll (Ego) an einseitigen, kindlich-naiven bzw. Entweder-Oder-Gedanken sowie extremen Gefühlen und übertriebenem Verhalten erkennen können.
- dass jahrelang andauernde Ängste nicht einfach weggehen, wenn man sie nur analysiert, sie versteht oder über sie spricht.
- dass auch die moderne Hirnforschung bestätigt, dass das Problem wächst, also größer wird, wenn wir unsere Aufmerksamkeit darauf lenken (= Neuroplastizität).
- welche Therapie ich bei stärker oder länger bestehenden Ängsten und Grübeln empfehle.
- dass die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) bei negativen Gedanken und Gefühlen ansetzt und bei vielen psychischen Störungen erfolgreich mit dem Prinzip der Dekonditionierung (= Musterunterbrechung) arbeitet.
- dass die KVT nicht nur über Probleme und ihre Ursachen spricht, sondern auch erfolgreich aktive Hilfe zu Selbsthilfe anbietet.
- dass negative Gedanken noch stärker werden, wenn wir versuchen, sie zu bekämpfen.
Um das Video zu starten, klicken sie ein- oder zweimal auf das Bild unterhalb dieses Textes. Mit einem erneuten Klick können Sie jederzeit pausieren und wieder fortfahren.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Boss im Kopf werden und bleiben Sie weiter dran, denn der richtige Weg lohnt sich :-)
Franziska Luschas
Diplom Psychologin
